Der Tiroler Abfallwirtschaftsverein (TAWV) steht der möglichen Einführung eines Pfands auf Einweg-Getränkeverpackungen aus Kunststoff positiv gegenüber. Für den TAWV muss die aktuell viel diskutierte Maßnahme allerdings in Kombination mit dem Ausbau von Mehrwegsystemen stehen, um nicht nur Recyclingquoten zu erreichen, sondern Verpackungsabfälle aus Kunststoff langfristig zu reduzieren: „Dieses Pfandsystem einzuführen, ist ein wichtiger und längst überfälliger Schritt. Zugleich muss man aber über eine verpflichtende Mehrwegquote sprechen“, fordert Dr. Alfred Egger, Obmann des Vereins und Geschäftsführer der ATM. Eine Pfandlösung würde den Ausbau von Mehrwegsystemen sogar unterstützen, ergänzt der TAWV-Obmann: „Das Argument, dass man Einwegflaschen über die Verpackungssammlung ‚bequemer‘ wieder loswird, ist mit der Einführung von Pfand hinfällig. Für den Konsumenten spielt es dann keine Rolle mehr, ob er Einweg- oder Mehrweggebinde in den Handel zurückbringt.“ Das zeigt auch der Blick nach Deutschland. Dort gibt es schon lange ein Pfandsystem, wie es in Österreich derzeit diskutiert wird – und die Mehrwegquote liegt mit rund 45 Prozent mehr als doppelt so hoch.
Recyclingziele erreichen mit Einwegpfand
„Es ist auf jeden Fall ökologischer, ein Gebinde mehrfach wiederzubefüllen, als es nach einmaligem Gebrauch wegzuwerfen. Eine einzige Mehrwegflasche aus Glas kann bis zu vierzig Einwegflaschen ersetzen. Landen PET-Flaschen dann noch in der Natur, belasten sie die Umwelt doppelt“, erklärt Dr. Alfred Egger. Ein Pfandsystem würde dazu beitragen, das achtlose Wegwerfen von Abfällen – Littering genannt – einzudämmen. Getränkeverpackungen machen bisher einen wesentlichen Teil der gelitterten Abfallmenge aus. Außerdem führt ein Pfandsystem nachweislich zu höheren Recyclingquoten und besserer Qualität. Das Endprodukt des Recyclingprozesses ist abhängig vom Ausgangsmaterial. Die Rücknahme im Handel und damit eine sortenreine Sammlung garantieren eine weitaus höhere Qualität, als sie über herkömmliche Systeme zu erzielen ist. „Um die Vorgaben der EU zu erreichen, ist eine Bepfandung wirtschaftlich die günstigste Lösung. Das steht auch aktuellen Studien zufolge außer Frage. Damit aber langfristig Einwegplastik im Getränkebereich eingespart wird, hilft nur der Ausbau von Mehrwegsystemen. Hier sind Politik und Wirtschaft gleichermaßen gefordert“, so der TAWV-Obmann, denn Einwegverpackungen dominieren den Getränkemarkt. Das war nicht immer so: Noch Ende der 1990er Jahre machten sie nur etwa ein Zehntel der Getränkeverpackungen in Österreich aus. Seither sind umweltfreundliche Mehrwegsysteme zunehmend vom Markt verschwunden.
Getränkeverpackungen machen einen großen Teil der achtlos weggeworfenen Abfälle aus. Ein Pfandsystem würde dem entgegenwirken. (Foto: Berger/ATM)
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Mehrwegsysteme ausbauen und etablieren
„Seit 2001 gibt es eine ‚Freiwillige Selbstverpflichtung‘ der Wirtschaft – diese sanktionslose und unverbindliche Regelung hat uns eine niedrige Mehrwegquote von rund 20 Prozent beschert“, sagt TAWV-Obmann Dr. Egger. Eine Trendumkehr kündigt sich aber bereits an: In Brauereien sind genormte 0,5-Liter-Mehrwegflaschen Standard, im Limonaden- und Mineralwassersegment gibt es Anbieter, die freiwillig auf Mehrweg setzen. Neuerdings verkaufen große Molkereien ihre Milch wieder in Mehrwegflaschen – ein Zeichen für die Markttauglichkeit und dafür, dass die Nachfrage unter den Konsumentinnen und Konsumenten gegeben ist. Laut Dr. Alfred Egger ein günstiger Zeitpunkt für die Mehrwegflasche, um den Getränkemarkt zurückzuerobern: „Einwegplastik ist ein sensibles Thema. Viele Bürgerinnen und Bürger beschäftigen sich mit Umwelt- und Klimathemen. Auch die Politik nimmt das Thema ernst und führt wichtige Diskussionen – siehe Pfand. Wer über Getränkeverpackungen und Nachhaltigkeit spricht, kommt an Mehrweg nicht vorbei. Aus meiner Sicht ist es unumgänglich, dass die Politik der Mehrwegflasche jetzt mit verpflichtenden Vorgaben zum Comeback verhilft.“