News 2019
Die Welt reparieren
Reparieren statt wegwerfen und neu kaufen: Wer defekten Gegenständen eine zweite Chance gibt, leistet einen wichtigen Beitrag zum Umweltschutz. Reparieren verlängert die Lebensdauer eines Produkts - und je länger ein Gerät im Einsatz ist, desto besser werden die Ressourcen genutzt, die für die Herstellung aufgewendet wurden. RepaNet vernetzt Reparaturinitiativen untereinander und fördert den Austausch.
Es gibt mittlerweile zahlreiche Reparaturinitiativen, die mit verschiedenen Projekten und Aktionen einen Gegenpol zum Wegwerftrend setzen. Beim Vernetzungstreffen österreichischer Reparaturinitiativen in Salzburg (organisiert von RepaNet) haben sich Ende September einige von ihnen zum Austausch getroffen. Die meisten der Teilnehmerinnen und Teilnehmer engagieren sich ehrenamtlich in Repair Cafés, wie es sie auch in Tirol seit langem gibt: Gäste kommen mit einem kaputten Gegenstand zum Veranstaltungsort und gehen dann gemeinsam mit einem freiwilligen Reparateur auf Ursachenforschung. Ist die Fehlerquelle bekannt, versucht man, miteinander den Defekt gleich an Ort und Stelle zu beheben. Ein geselliges Drumherum mit Kaffee, Kuchen und netten Gesprächen gehört auch zu einem Repair Café.
Martine Postma, Erfinderin der Repair Cafés, bei ihrem Vortrag
Dieses Konzept hat die niederländische Journalistin Martine Postma in der heute bekannten Form ins Leben gerufen: Im Oktober 2009 hat sie in Amsterdam das erste Repair Café veranstaltet. Beim Vernetzungstreffen in Salzburg war sie persönlich anwesend und hat als prominente Vortragende eindrucksvoll geschildert, wie aus ihrer Idee eine weltumspannende Bewegung wurde. Martine Postma spricht von monatlich (!) 34.000 gerettenen Produkten und 50.000 erreichten Personen weltweit. Repair Cafés bewahren demnach nicht nur Gegenstände vor dem Abfalleimer, sie tragen durch ihre Reichweite wesentlich zur Bewusstseinsbildung bei.
Nach dem internationalen Stargast kamen zwei Tirolerinnen zur Wort: ATM-Mitarbeitern Maria Wild stellte die Plattform reparaturführer.at vor. Michaela Brötz, Koordinatorin der sehr erfolgreichen Repair Café-Bewegung in Tirol, moderierte einen Austausch über die Erfahrungen aus der Praxis. Was interessiert die Leute? Kann man einen Workshop in ein Repair Café integrieren? Funktionieren Erklär-Stationen, an denen Jugendliche technische Hilfeleistung für Smartphone und Co. geben? In diesem Rahmen konnte jeder sein Wissen teilen und zugleich neue Impulse für das nächste Repair Café mit nach Hause nehmen.
Dass Reparatur alles andere als ein Nischenthema ist, hat das große Interesse an der öffentlich zugänglichen Veranstaltung am Vorabend bewiesen: Das "Akademische Wirtshaus à la Leopold Kohr" widmete sich der "Welt der Reparatur". Im vollbesetzten Gambrinussaal des Augustiner Bräus in Salzburg referierten Experten über verschiedene Aspekte des Reparierens. Bei der abschließenden Podiumsdiskussion mit Martine Postma, Sepp Eisenriegler vom R.U.S.Z. und Vertretern von Stadt und Land Salzburg wurde durch Fragen aus dem Publikum deutlich, dass der Umgang unserer Gesellschaft mit den Ressourcen vielen Menschen ein Anliegen ist.