Mag. Michaela Brötz macht sich keine Sorgen um die Repair Cafés - dank der "krisensicheren" Gemeinschaft aus rund 700 Freiwilligen in ganz Tirol.
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Wegen der Coronapandemie konnten lange gar keine Repair Cafés in Tirol stattfinden. Die Vorfreude auf einen Neustart im Herbst war groß unter den Freiwilligen. Die letzten Verschärfungen der Maßnahmen haben jedoch wieder zu Absagen geführt. Wir haben mit Mag. Michaela Brötz, beim Tiroler Bildungsforum (TBF) als Koordinatorin für die Repair Cafés zuständig, über die unfreiwillige Pause, die Motivation weiterzumachen und Tipps für einen achtsamen Umgang mit Gebrauchsgegenständen gesprochen.
Wann war denn das letzte Repair Café „vor Corona“ in Tirol?
Das letzte Repair Café vor Corona fand am 8. März in Götzens statt. Danach kam der Lockdown und die anderen Termine im Frühjahr wurden natürlich abgesagt. Nach unserer üblichen Sommerpause wollten wir jetzt im Herbst voll motiviert wieder starten. Dafür hatten wir auch bereits ein Konzept zum Schutz unserer Freiwilligen und Gäste ausgearbeitet. Jetzt – mit den verschärften Maßnahmen – müssen wir natürlich erst schauen. In St. Johann i. T. gab es am 26. September 2020 erstmals wieder ein Repair Café. Dank perfekter Organisation und der großartigen Mitarbeit der BesucherInnen ist es sehr gut über die Bühne gegangen.
Wie geht es weiter?
Vorausplanen ist leider schwierig, weil sich die Coronasituation schnell ändern kann. Einige haben bereits abgesagt, andere warten noch ab – wir halten die Terminliste auf unserer Website immer aktuell und bitten Interessierte, sich dort kurz vor einem Repair Café noch einmal zu vergewissern, ob es tatsächlich stattfindet (Hier klicken für die Terminliste!).
Welchen Stellenwert hat das Repair Café für dich?
Ich persönlich empfinde das Konzept der Repair Cafés als sehr wertvoll für unsere Gesellschaft. Wir reparieren gemeinsam kaputte Gegenstände. In diesem Satz steckt alles drinnen: Repair Cafés vereinen einen ökologischen, sozialen und sogar einen pädagogischen Aspekt. Es ist momentan wichtiger denn je, eine so wertvolle Idee weiterzuverfolgen. Ich bin davon überzeugt, dass die Reparatur in Zukunft weiterhin einen Aufschwung erleben wird und wir als Repair Cafés werden diese Entwicklung natürlich mit allen Kräften unterstützen.
Wie ist die Stimmung unter den Freiwilligen?
Wir sind eine wirklich tolle Gemeinschaft, das zeigt sich auch und besonders in Krisenzeiten. Die ehrenamtlichen GastgeberInnen und ReparateurInnen sind allesamt motiviert und voller Vorfreude. Deswegen mache ich mir eigentlich keine Sorgen um die Repair Cafés – wir halten durch!
Was wartet bei dir zuhause auf ein Repair Café?
Ich hätte da ein paar Kleidungsstücke zum Flicken und einen reparaturbedürftigen Elektroofen. Mein Tipp ist, dass man immer, aber gerade jetzt, mit offenen Augen im eigenen Haushalt unterwegs ist. Man kann vielen Defekten ausstellen, wenn man auf die richtige Pflege achtet.
Kannst du uns ein paar konkrete Tipps geben?
Kaffeemaschinen gehören gründlich gewartet, entkalkt und geputzt, eine Nähmaschine sollte man regelmäßig ölen. Bei Schuhen ist es wichtig, dass sie geputzt und imprägniert werden. Wer die Sommerschuhe vor dem Einwintern richtig pflegt, hat im nächsten Jahr sicher wieder viel Freude daran. Eigentlich fängt es aber schon beim Neukauf an: Im Gegensatz zu den Onlineriesen gibt es in lokalen Geschäften Beratung und Serviceleistungen, sprich Wartung und Reparatur. Man sollte sich zum Beispiel nach der Reparierbarkeit erkundigen und ob es im Fall des Falles Ersatzteile gibt.
Was wünscht du dir für die Repair Cafés?
Dass unsere Freiwilligen und auch Gäste Geduld haben, egal wie lange die Pause im jeweiligen Ort dauert, und dass wir bald wieder richtig durchstarten und kaputte Gegenstände retten können. Darauf freue ich mich, denn die Gesellschaft hat den Stellenwert der Repair Cafés längst erkannt.
Über die Repair Cafés in Tirol:
- Das niederländische Erfolgsmodell wurde erstmals im März 2014 in Tirol umgesetzt: Michaela Brötz (heute die tirolweite Koordinatorin der Repair Cafés) veranstaltete in ihrer Heimatgemeinde Pill das erste Tiroler Repair Café.
- Seither haben in ganz Tirol rund 260 Repair Cafés in 48 verschiedenen Gemeinden stattgefunden. Etwa 700 freiwillige Helferinnen und Helfer engagieren sich in den Tiroler Repair Cafés, mehr als 14.000 Reparaturen wurden bereits angenommen und über 27.000 Gäste waren dabei.
- Durch die tirolweite Koordination sind die Tiroler Repair Cafés untereinander bestens vernetzt. Projektträger sind das Tiroler Bildungsforum (TBF) und die Abfallwirtschaft Tirol Mitte GmbH (ATM).
Text und Fotos: Maria Wild, ATM-Öffentlichkeitsarbeit
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Die ATM engagiert sich schon seit Jahren im Bereich Reparatur. Neben der Kooperation mit den Repair Cafés betreibt die ATM die mittlerweile österreichweit genutzte Onlineplattform reparaturführer.at. Dort können Unternehmen kostenlos einen Firmeneintrag mit ihrem Reparaturangebot anlegen und BürgerInnen finden im Bedarfsfall hoffentlich einen passenden Betrieb in ihrer Nähe. Reparatur ist außerdem ein wichtiges Instrument, um die Lebensdauer von Produkten zu verlängern – darauf zielt die Re-Use-Website noamol.at ab, ebenfalls entwickelt von der ATM (im Rahmen des EU-geförderten Projekts SURFACE).